Vom 10. bis 20. Oktober 2025 findet die Woche der Seelischen Gesundheit unter dem Motto „Lass Zuversicht wachsen – Psychisch stark in die Zukunft“ statt. Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Menschen unter psychischen Belastungen leiden, ist es wichtiger denn je, das Thema seelische Gesundheit konsequent im Blick zu behalten. Wir brauchen eine Politik, die nicht nur sensibilisiert, sondern vor allem auch wirksame Unterstützungsangebote schafft – besonders für junge Menschen, deren mentale Gesundheit in den letzten Jahren stark unter Druck geraten ist.

Warum Einsamkeit ein wachsendes Problem ist

Ein zentrales Problem ist die zunehmende Vereinsamung unserer Gesellschaft. Das zeigt auch die neue WDR-Studie, die Volljährige aus Nordrhein-Westfalen befragt hat. Ein erschreckendes Ergebnis: „Fast die Hälfte aller jungen Erwachsenen (18 bis 34 Jahre) fühlt sich manchmal oder häufig einsam“. Damit gehört die Generation Z zu den besonders von Einsamkeit betroffenen Altersgruppen in Deutschland. Einsamkeit hat viele Facetten und kann in unterschiedlichsten Lebenssituationen auftreten, auch wenn man von außen betrachtet in einem stabilen sozialen Umfeld lebt. Das Gefühl von emotionaler Einsamkeit etwa, das Fehlen enger, intimer Beziehungen, ist für viele junge Menschen besonders belastend. Und auch soziale Einsamkeit, der Mangel an einem größeren sozialen Netzwerk, macht sich immer häufiger bemerkbar.

Die Pandemie hat den Trend zur Einsamkeit massiv beschleunigt: die notwendigen Kontaktbeschränkungen und Lockdowns haben notwendigerweise den physischen Austausch reduziert, und somit leider auch die Qualität der sozialen Beziehungen beeinflusst. Immer mehr junge Menschen haben sich in oberflächlichen Netzwerken und digitalen Sphären verloren, in denen echte, tiefgehende Verbindungen oft auf der Strecke bleiben. Social Media bietet zwar Austausch, ersetzt aber keine echten, persönlichen Beziehungen. Laut des Einsamkeitsbarometers des Bundesfamilienministeriums von 2024 fühlte sich nur etwa jeder Zehnte in dieser Altersgruppe vor der Pandemie häufig einsam – während der Corona-Zeit war es jeder Dritte. Diese Zahlen pendeln sich jedoch nicht mehr auf das Niveau vor der Pandemie ein. Im Gegenteil, sie bleiben auf einem alarmierend hohen Level, was zeigt, dass Einsamkeit längst kein temporäres Phänomen, sondern ein dauerhaftes gesellschaftliches Problem geworden ist, das wir jetzt aktiv angehen müssen. Denn Einsamkeit trägt zu ernsthaften Gesundheitsrisiken bei. Einsame Menschen haben ein erhöhtes Risiko an Depressionen, Angststörungen und körperliche Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Problemen, zu erkranken.

Was muss auf Bundesebene passieren?

Seelische Gesundheit braucht nicht nur mehr Aufmerksamkeit, sondern auch mehr konkrete Hilfsangebote und eine flächendeckende Versorgung. Dafür ist eine faire Finanzierung von Psychotherapeut*innen in Weiterbildung notwendig.  Es ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, dass die Bundesregierung überhaupt eine Regelung zur Weiterbildungsfinanzierung im Rahmen des Gesetzes zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung der Pflege (BEEP) in Aussicht stellt. Doch der vorliegende Vorschlag greift leider zu kurz. Er würde die anhaltende Unterfinanzierung von Psychotherapeut*innen in Ausbildung dauerhaft festschreiben – ein Fehler, den wir uns nicht leisten können.

Es geht auch nicht nur darum, das Bewusstsein für Themen wie Einsamkeit zu schärfen, sondern auch darum, echte Lösungen anzubieten und präventive Maßnahmen zu stärken. Wir brauchen konkrete Hilfsangebote, die langfristig funktionieren, und dafür müssen die Fachkräfte von morgen bereits jetzt fair und ausreichend gefördert werden. Ich setze mich deshalb entschieden dafür ein, dass die Weiterbildung von Psychotherapeut*innen endlich angemessen finanziert wird – nur so kann eine wirklich flächendeckende, hochwertige psychotherapeutische Versorgung gewährleistet werden.
Zusätzlich braucht es flächendeckende Krisenhilfe, eine verbindliche Vernetzung psychosozialer Angebote und flexiblere Hilfen aus dem Krankenhaus heraus.
Und ganz wichtig: Prävention. Lasst uns unsere Städte und Kommunen seelenfreundlicher bauen. Denn Einsamkeit ist nicht nur ein individuelles Problem – sie ist ein gesellschaftliches. Es liegt an uns allen, dafür zu sorgen, dass wir nicht nur als Einzelne, sondern auch als Gemeinschaft in der Zukunft zusammenwachsen und Zusammenhalt erfahren können.

 

Einladung zum nächsten grünen Salon am 21. Oktober:

Die Veröffentlichung der ELSA-Studie möchte ich als Anlass nehmen, um mit euch zu den folgenden Fragen zu diskutieren:

Was sind aus eurer Sicht die Hauptursachen für die schlechte Versorgungslage ungewollt Schwangerer in Deutschland? Welche Angebote fehlen? Was können wir vor Ort in Bremen tun? Wie können wir als Gesellschaft die Stigmatisierung von ungewollt Schwangeren abbauen? Wie machen wir weiter im Kampf um die Entkriminalisierung von § 218?

Ich freue mich auf den Austausch dazu mit euch!

Wann? 21. Oktober von 19-21 Uhr

Wo? Noon, Goetheplatz 1 – 3 // Innenhof