Seelische Krisen rund um die Geburt sind häufig, etwa 15% der Mütter entwickeln eine Schwangerschaftsdepression – oft übersehen, noch häufiger ohne Hilfe.  Kontinuität, Beziehung und eine respektvolle Begleitung schützen unsere psychische Gesundheit. Deshalb kann peripartale psychische Gesundheit nie nur ein psychiatrisches Thema sein – sie muss Teil einer guten, respektvollen, personalisierten geburtshilflichen Versorgung sein.

Die Versorgung in Deutschland ist unzureichend. Und das ausgerechnet in einer so vulnerablen Zeit für Mütter, Kinder und ganze Familien. Das muss sich ändern!

UPlusE – ein deutsches Leuchtturmprojekt

Zum Glück gibt es Projekte, die Hoffnung machen.
Eines der stärksten Beispiele ist UPlusE – die U-Untersuchung für Kinder plus Eltern. UPlusE vernetzt und sichert Hilfe genau dort, wo sie gebraucht wird. Entwickelt wurde das Ganze von Dr. med. Simen und ihrem Team im Rahmen eines Innovationsfond-Projektes.

Dr. Kirsten Kappert-Gonther mit Dr. med. Susanne Simen von UPlusE

Dr. Kirsten Kappert-Gonther mit Dr. med. Susanne Simen von UPlusE

In der vergangenen Woche wurden in Berlin die ersten wissenschaftlichen Erkenntnisse vorgestellt – und die Ergebnisse sind wirklich ermutigend.

Was macht UPlusE?

  • Screening in der Schwangerschaft sowie später bei der U3 bis U6
    • App-basiert, datensicher, praxistauglich
    • Schulungen für Fachpersonal, damit auffällige Screenings nicht in der Luft hängen
    • Evaluation, wie Eltern die Angebote annehmen – und was Versorgung besser macht

UPlusE zeigt: Das funktioniert. Eltern nutzen es. Fachpersonal unterstützt es. Und es hilft.

Was wir jetzt politisch tun müssen

Damit peripartale psychische Gesundheit endlich angemessen berücksichtigt wird, braucht es:

  • ein bundesweit implementiertes Screening-System – eingebettet in Schwangerschaftsvorsorge und U-Untersuchungen. Dabei ist klar: Screenings darf nur dort stattfinden, wo auch Behandlung möglich ist.
  • spezialisierte Perinatal-Mental-Health-Teams analog zu England, die ganzheitlich arbeiten und Berufsgruppen wie Hebammen, Sozialarbeiter*innen und Psychiater*innen zusammenbringen.
  • den Ausbau und die Finanzierung von Mutter-Kind-Einheiten in psychiatrischen Kliniken – damit niemand mehr aufgrund fehlender Plätze von seinem Kind getrennt werden muss.
  • eine Überführung von UPlusE in die Regelversorgung – die dauerhaft, planbar und flächendeckend wirkt.
  • interdisziplinäre Fortbildungen für Hebammen, Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen und Pflegekräfte.
  • die Entstigmatisierung psychisch erkrankter Mütter und Schwangerer – denn die Tabuisierung ist eine der vielen negativen Folgen patriarchaler Strukturen.

Peripartale psychische Gesundheit ist kein Nischenthema. Es ist ein gesellschaftliches Zukunftsthema. Wer Hilfe braucht, muss Hilfe bekommen!

 

Einladung zum nächsten Grünen Salon am 9. Dezember:

Queere Gesundheitsversorgung: Zwischen Diskriminierung und Versorgungslücken

Queere Menschen erleben im deutschen Gesundheitssystem bis heute strukturelle Benachteiligung, Diskriminierung und mangelnde Sensibilität – mit gravierenden Folgen für ihre körperliche und seelische Gesundheit. Obwohl queere Lebensrealitäten gesellschaftlich sichtbarer werden, bleibt die Gesundheitsversorgung häufig an einer binären und heteronormativen Perspektive ausgerichtet.

Ich möchte den Grünen Salon am 9. Dezember nutzen, um gemeinsam mit euch über die bestehenden Missstände in der queeren Gesundheitsversorgung zu sprechen und Lösungsansätze zu diskutieren.

Welche Maßnahmen braucht es auf politischer Ebene und woran arbeiten wir Grünen aktuell im Bundestag? Was muss sich in Ausbildung und Praxis des medizinischen Personals ändern? Und wie kann queere Gesundheitsversorgung diskriminierungssensibel, niedrigschwellig und bedarfsgerecht gestaltet werden?

Ich freue mich auf den Austausch dazu mit euch!

Wann? 9. Dezember von 19-21 Uhr

Wo? Noon, Goetheplatz 1 – 3 // Innenhof